Und immer neue Rekorde
Weil die AVUS-Strecke über lange Geraden verfügte, galt sie als weltweit schnellste Rennpiste. Für ein Tempolimit sorgten nur die Kurven. Damit die Geschwindigkeit auf hohem Niveau blieb, kam die Steilkurve hinzu. Durch eine Höhe von 12 Metern sowie einen Neigungswinkel von 43,6 Grad avancierte die Rennstrecke zu einem wahren Hexenkessel. Beim Startrennen der neuen Saison brachte es der Gewinner Hermann Lang mit seinem berühmten Silberpfeil von Mercedes-Benz auf beinahe 400 Stundenkilometer, was natürlich Spitzentempo bedeutete. Dabei wurde er von etwa 300.000 Zuschauern begeistert gefeiert.
Formel 1 auf der AVUS-Rennstrecke
Nach der Fürsprache von Berlins damaligem Bürgermeister Willy Brandt gastierte 1959 sogar die Formel 1 auf der AVUS-Strecke. Als Symbol der Annäherung erhielten Besucher aus Ost-Berlin ihr Ticket zum gleichen Preis in Ostmark wie die West-Berliner in D-Mark.
Als Sieger des Rennens ging der Brite Tony Brooks, der Ferrari fuhr, hervor. Weniger gut lief es für den deutschen Fahrer Hans Herrmann, dessen Wagen sich mehrmals überschlug, weil die Bremsen versagten. Dabei fiel Herrmann aus dem Wagen und wurde seitdem „Hans im Glück“ genannt, weil er ohne gravierende Verletzungen blieb. Dieses Glück hatte am Tage zuvor der Franzose Jean Behra beim Sportwagenrennen nicht. So kam er durch eine Kollision mit dem Fundament einer früheren Flugabwehrkanonen-Stellung ums Leben. Es galt als typisch für die spektakuläre AVUS-Rennstrecke, dass Tragik und Glück oft sehr dicht nebeneinander lagen.
Die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft
Ab 1984 startete auch die DTM (Deutsche Tourenwagen Meisterschaft) auf der spektakulären Strecke, was für diese gewissermaßen den dritten Frühling bedeutete. Vor allem das Wiedervereinigungsrennen im Jahr 1990 brachte es auf große Spannung. Dabei startete Hans-Joachim Stuck mit einem Automobil, mit dem bereits sein Vater auf der gleichen Strecke unterwegs gewesen war. Mit diesem Audi V8 beendete Stuck das Rennen als Sieger. Danach lobte er die Rennfahrer der alten Zeit aufgrund ihrer Leistungen als Helden, weil sie einem völlig unergonomischen Wagen fuhren.
Von seinem Vater wusste Stuck, dass dieser wegen der vorbeiziehenden heißen Wasserrohre „sich immer wieder die Füße verbrannt habe“. Doch auch zu Hans-Joachim Stucks Zeiten war die legendäre Strecke noch immer etwas ganz Besonderes. Gründe dafür waren vor allem die lange Gerade, der nahe liegende Wald und natürlich die Zuschauernähe. Als Rennfahrer spürte Stuck die enorme Anspannung, wenn er in seinem Rennwagen saß. „Weil es eigentlich nur möglich war, etwas über die Bremsen zu holen, galt es, die Bremspunkte ultragenau umzusetzen“, so Hans-Joachim Stuck. Dabei handelte es sich um eine Herausforderung, die aus dem Blickwinkel des Fahrers deutlich anspruchsvoller ausfiel, als so mancher Rennsportler dachte.
Die AVUS-Strecke als Kulturraum
Die AVUS-Strecke funktionierte aber auch als Kulturraum. So machte der bekannte Fotograf F.C. Gundlach in der AVUS-Steilkurve einige stilprägende Modefotos. Sie waren nicht nur für die Modefotografie, sondern auch für das Berlin-Bild von Bedeutung.
Ein Berliner Original
Als Berliner Original, das beinahe eine ähnliche Bekanntheit erlangte wie die AVUS-Rennstrecke selbst, galt die Autoverkäuferin Heidi Hetzer, die auch als Rennfahrerin unterwegs war. In jungen Jahren brauste sie mit einem Opel, der als Vorführwagen ihres Vaters, eines Opel-Händlers, diente, über die AVUS-Strecke. Sie trennte einfach die Radkappen vom Opel Diplomat ab und brachte eine Startnummer an. Schlussendlich landete Heidi Hetzer auf Platz 2. Ihr Vater bekam jedoch erst am Tag danach davon Wind, als er die Zeitung las. Anschließend stauchte er seine Tochter gehörig zusammen.